Ich arbeite gerade an einem neuen Buch und bin beim Recherchieren dafür auf ein merkwürdiges Tier gestoßen. Zuerst habe ich sowohl Tier als auch den Artikel dazu für einen Scherz gehalten. „Da fall ich doch nicht drauf rein“, habe ich gedacht. „Das ist wie Loriots Steinlaus oder Johannas Wäschespinne“ so meine Vermutung. Damit lag ich allerdings komplett daneben, denn den Elefantenrüsselfisch gibt es tatsächlich.
Elefant + Fisch = Elefantenfisch
Wie stellt ihr euch einen Elefantenfisch vor? Nehmt ein Stück Papier und zeichnet es auf. Ich wette mit euch, einige eurer Zeichnungen werden erstaunliche Ähnlichkeit mit Gnathonemus petersii, so der lateinische Name des kuriosen Tiers, haben. Was ist das charakteristische Merkmal eines Fisches und was macht einen Elefanten aus? Ein Fisch hat Flossen und der Dickhäuter einen Rüssel.Zeichnet ihr nun den Rüssel vorne an das Fischmaul, seid ihr nahe an der Wirklichkeit. Das Tier sieht auch in natura ein bisschen so aus, als wäre es gerade von einem Kind erfunden worden. Davon solltet ihr euch aber nicht in die Irre führen lassen, denn das kleine Kerlchen kann erstaunliche Dinge.
Augen auf bei der Habitatwahl
Elefantenrüsselfische (auch Tapirfische oder Rüsselfische) gehören zur Familie der Nilhechte und leben in afrikanischen Süßwassergebieten südlich der Sahara. Dort ist das Wasser oft schlammig und trübe von Schwebeteilchen. Die schwierigen Sichtverhältnisse machen dem Fisch aber gar nichts aus, denn seine Fotorezeptoren sind so verteilt und angeordnet, dass er sehr gut Farben erkennt und selbst durch einen „Vorhang“ aus feinen Partikeln Objekte wahrnimmt. Das funktioniert auch noch, wenn diese sich, wie es bei seinen Fressfeinden der Fall ist, schnell nähern. Forscher konnten in Versuchen nachweisen, dass der Fisch bis zu 50 Bilder in der Sekunde erkennt. Zum Vergleich: Goldfische sehen in der gleichen Zeit nur 30 Bilder, Menschen erkennen ab 24 Bilder keine Einzelbilder mehr, sondern nehmen einen Film wahr.
Voll unter Strom
Schwimmt der Fisch über Grund bewegt er sein verlängertes Kinn (den Rüssel) hin und her. Wie ein Blinder mit Blindenstock tastet er damit den Boden ab. In dem Rüssel befinden sich mehr als 500 Elektrosensoren, haben Forscher herausgefunden. Im Schwanzstiel besitzt der Fisch außerdem elektrische Organe, die ständig Impulse aussenden. Das Zusammenspiel von Impulsen und Hautsensoren ermöglicht es dem Fisch, das elektrische Feld zu messen, das ihn umgibt, darin befindliche Objekte zu erkennen und sogar zu unterscheiden, ob es sich um tote oder lebendige Organismen handelt. Ganz schön schlau. Woher das wohl kommt? Wahrscheinlich von dem extrem großen Kleinhirn, das der Elefantenrüsselfisch besitzt.
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