Wir sitzen im Büro und sprechen über eine Kindergschichte, in der eine Elster glänzende Gegenstände klaut. Die Diskussion entzündet sich an der Frage: Stehlen Elstern wirklich Halsketten, blinkende Schlüsselanhänger oder schimmernde Papierchen? Und falls ja: was tun sie dann damit? Ist das wie beim Laubenvogel, der mit Geschenken ein schillerndes Nest baut? Es wird Zeit der Sache auf den Grund zu gehen.
Zum Glück haben sich vor uns schon andere Menschen gefragt, ob das Klischee von der diebischen Elster überhaupt stimmt. Ein Forschungsteam des Centre for Research in Animal Behaviour von der University of Exeter zum Beispiel. Und diese Kollegen haben sogar einen richtigen Versuchsaufbau bemüht.
Sie haben (unter anderem) ein paar wilde Elstern angefüttert, indem sie immer an derselben Stelle Futter hingestellt haben. Und als die Vögel sich daran gewöhnt hatten, dass es an diesem Ort etwas zu holen gibt, stellten ihnen die Forscher einen großen Topf voller glänzender Schrauben hin. Gleich daneben einen mit derselben Art von Schrauben – allerdings matt angemalt.
Natürlich nahm jeder an, die Elstern würden jetzt alle Schrauben nach und nach wegtragen. Schließlich sagt ja schon der Volksmund was von der “diebischen Elster”. Doch weit gefehlt! Im Gegenteil: die Elstern wunderten sich so sehr über die blinkenden Dinger, die auf einmal neben dem Futter lagen, dass sie erstmal Abstand hielten. Man weiß ja nie. Erst als klar war, dass von den Schrauben keine Gefahr ausging, trauten sich die Vögel wieder in die Nähe. Sie kamen dann zwar mal gucken, aber mitnehmen wollte den Kram dann irgendwie doch keine Elster.
Das Klische vom fiesen Dieb stimmt also nicht. Doch im Laufe der Recherche für diesen Text habe ich etwas anderes herausgefunden: Elstern gehören zu den wenigen Vögeln, die individuelle Personen erkennen können. Ach herrje. Sofort überlege ich, ob ich schon mal zu einer Elster gemein war. Am Ende mag die mich jetzt nicht mehr. Und ihr so? Schon mal jemand eine Elster herumgescheucht? Oh, oh…
Originalstudie: Animal Cognition, , Volume 18, Issue 1, pp 393–397
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