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Natur und so

Akustische Mimikry: Wenn Fledermäuse Insekten nachahmen

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Foto: pixabay.com

Manchmal erreichen einen die Themen für neue Blogbeiträge ganz einfach übers Handy. In diesem Fall von einer Kollegin, die genau wusste, dass ich mich für ähnliche Themen begeistern kann wie sie. Und begeistert waren wir beide: von einer Studie, die so cool ist, dass ich mich mal genauer einlesen musste. Es geht um Mimiky. Ihr wisst schon: Das ist, wenn harmlose Schwebfliegen so tun als seien sie stechwütige Wespen und mit einer schwarz-gelben Färbung Vögel abschrecken. So nach dem Motto: “Ich tue so als könne ich stechen und werde dadurch nicht gefressen.” In der Studie, die die Kollegin mir geschickt hat, geht es auch um Mimikry. Allerdings um akustische.

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Also wenn die Natur nicht einfach großartig ist, dann weiß ich auch nicht. Ich meine: hört euch das mal an! Wir wissen alle, das Fledermäuse Feinde haben – Eulen zum Beispiel. Beide Arten jagen nachts. Und wenn eine Eule eine Fledermaus packt, geht das meistens nicht gut aus. Fledermäuse möchten also nicht, dass Eulen sie greifen. Und offenbar haben einige Fledermäuse einen genialen Weg gefunden, dem Gefressenwerden zu entgehen, wenn das mit dem Greifen doch mal passiert.

In der Studie wurde das so nachgewiesen: Es fiel auf, dass das Große Mausohr (Myotis myotis) summende Geräusche von sich gab, wenn Forschende es in die Hand nahmen.

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Klar – für eine Fledermaus sind Menschenhände genauso stressig wie Eulenkrallen. Was ungewöhnlich war: Das Geräusch, das gestresste Flederäuse von sich gaben, klang so ähnlich wie das Gesumme einer Hornisse. Eine Theorie entstand: Das Summgeräusch könnte dafür da sein, um Räuber abzuschrecken. So nach dem Motto: Pass auf, ich kann stechen! Das Große Mausohr könnte also stechende Insekten akustisch imitieren: Mimikry!

Um das zu überprüfen, nahmen Forschende die Geräusche der Fledermaus auf. Außerdem noch Summgeräusche verschiedener Insekten aus der Gruppe der Hymenoptera, zu denen auch Hornissen und Wespen gehören.

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Diese Geräusche wurden dann (zusammen mit nichtssagenden Kontrollgeräuschen) mehreren Eulenarten vorgespielt, um zu sehen, was passiert. Das Ergebnis: Die Eulen (wilde mehr als Käfigeulen) reagierten auf das Fledermaus-Summen genauso wie auf Summgeräusche von Hornissen – und wichen den Lautsprechern aus. Normale Fledermaus-Geräusche, also solche ohne Summen, führten eher dazu, dass die Eulen die Geräuschquelle inspizierten.

Die Studie stellt einen der wenigen Fälle von akustischer Mimikry vor. Und sie ist der erste Nachweis von akustischer Mimikry bei Säugetieren. Und sowieso der erste Beweis dafür, das ein Säugetier ein Insekt nachhahmt.

Wer die Studie nochmal lesen will, findet sie unter diesem Titel: Leonardo Ancillotto et al. (2022), Bats mimic hymenopteran insect sounds to deter predators, Current Biology, Volume 32, Issue 9. DOI: https://doi.org/10.1016/j.cub.2022.03.052

 

 

 

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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