Wenn ich bade (was zugegebenermaßen selten vorkommt), kommt mein Naturschwamm mit in die Wanne. Dort kann er sich vollsaugen und ich ihn nach Herzenslust quetschen, bis er wieder ganz leicht ist. Ist das Wasser schließlich kalt, verlassen wir das Bad und trocknen (uns ab). Wer oder was, glaubt ihr, war mit mir im Wasser: Pflanze oder Tier?
Mit einem Skelett waschen
Mein Schwamm gehört zur Klasse der Hornkieselschwämme, von denen es rund 70 Arten gibt. Außerhalb meines Bades kommen sie im Mittelmeer, dem Atlantischen und dem Indischen Ozean vor. Noch im 18. Jahrhundert glaubte man, dass es sich bei einem Schwamm um eine Pflanze handelt. Tatsächlich ist er aber ein Tier, auch wenn er auf den ersten Blick nicht so aussieht. Eigentlich ist er nicht mal das vollständige Tier, sondern nur dessen Skelett. Bei lebenden Schwämmen ist es von einem weichen Gewebe umgeben.
Werden die Schwämme vom Meeresboden hochgeholt, leben sie in aller Regel noch. An der Luft sterben sie ab. Zum Badeschwamm wird das Tier nach dem Fang, indem man es weiter behandelt. Erst durch das Auspressen und Drücken, Waschen und Trocknen in feuchter Luft zersetzen sich die Zellen und übrig bleibt das weiche, großporige Skelett. Es wird abschließend getrocknet und in Portionen geschnitten.
Nach Schwämmen tauchen
Schwammtaucher lebten früher sehr gefährlich. Ohne Sauerstoff und mit Steinen beschwert tauchten sie in kürzester Zeit bis zu 30 Meter tief und holten in den paar Minuten, die sie die Luft anhalten konnten, so viele Schwämme hoch, wie sie nur konnten. Unfälle waren an der Tagsordnung. Auch heute noch wird nach Schwämmen getaucht. Die Ausrüstung ist inzwischen aber deutlich besser und die Arbeit sicherer geworden.
Was der alles kann
Naturschwämme verfügen über eine Reihe interessanter Eigenschaften, die sich bisher in dieser Vollendung nicht künstlich herstellen lassen. Das poröse Skelett hat sehr viele Hohlräume und dadurch eine enorm große innere Oberfläche. Das Material ist in trockenem Zustand leicht, in nassem sehr dehnbar und weich. Er kann ein Vielfaches seines Eigengewichtes an Wasser speichern. Drückt man den Schwamm aus, dehnt er sich anschließend wieder aus und nimmt seine ursprüngliche Form an. Außerdem kratzt ein guter Naturschwamm im Gegensatz zu vielen industriell hergestellten Schwämmen nicht.
Im Einsatz
Naturschwämme wurden früher nicht nur zum Waschen des Körpers benutzt, sondern auch in der Medizin eingesetzt. Mit ihrer Hilfe wurde Blut gestillt, Eiter und Wundsekret aufgesaugt, sie dienten als Mundschutz und wurden getränkt für Betäubungen verwendet. Heute dienen sie vor allem Wasch- und Säuberungszwecken, werden aber auch als elastisches Füllmaterial oder als Hygieneartikel während der Menstruation benutzt. So viel Einsatz verlange ich von dem nützlichsten Tier in meinem Haushalt überhaupt nicht. Ich bin schon zufrieden, wenn er mir beim Baden Gesellschaft leistet.
Autorin: Karolin Küntzel
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16. März 2015 um 11:46
Hallo Hallimasch und Mollymauk,
ich würde gern wissen, warum denn der Schwamm so elastisch ist? Skelette bzw. Knochen sind doch eher steif?
Viele Grüße
Heike v. Unten
19. März 2015 um 13:39
Hallo Heike,
Skelett bedeutet ja erstmal nichts anderes als Stützstruktur. Über die Härte ist damit noch nichts ausgesagt. Beim Badeschwamm besteht dieses Skelett aus Spongin. Das ist ein hornartiges Material, das aber trotzdem sehr elastisch ist. Diese Biegsamkeit und Elastizität macht den Schwamm so körperfreundlich.
Liebe Grüße
Karolin
17. Juli 2017 um 17:35
Hallo
Meine Tochter hat während unseres Urlaubs einen Schwamm am Strand gefunden und würde ihn auch gern benutzen! Müssen wir ihn noch behandeln bevor er mit ihr in die Wanne darf?
17. Juli 2017 um 21:23
Nicht, dass ich wüsste. Der netürliche Lebensraum des Schwamms ist ja Wasser. Es müsste also reichen, ihn gründlich auszuwaschen, um Sand und andere Fremdstoffe zu lösen. Und dann sollte dem Badevergnügen nichts mehr im Wege stehen.
Viel Spaß dabei und herzliche Grüße
Karolin