Vor kurzem war ich mit meiner Familie auf Recherchereise in Unterfranken. Für die Nacht suchten wir einen ruhigen Stellplatz für den Campingbus und landeten zufällig in einem kleinen, sehr hübschen Städtchen im Landkreis Kitzingen: Mainbernheim. Die mittelalterliche Stadt ist von einer Stadtmauer umgeben und außerhalb dieser Mauer liegen ganz besondere Gärten. Ich habe sie mir angeschaut.
Graben-, Mauer- oder Hausgarten
Fährt man auf der Bundesstraße die neue Umgehungsstraße an Mainbernheim vorbei, sieht man die Gärten sofort. Wie ein grünes Band legen sie sich um die Stadt, dort, wo früher der Wassergraben die Stadt vor Angreifern schützte. Als der Graben seine Funktion verlor, schüttete man ihn zu und legte dort Gärten an. Innerhalb der Stadtmauern war der Platz knapp, deshalb entstanden die sogenannten Graben-, Mauer- oder Hausgärten außerhalb. In ihnen wird inzwischen seit Jahrhunderten gegärtnert.
Anders als die üblichen Schrebergärten sind diese Gärten offen. Kein Zaun, keine Hecke trennt sie von Spaziergängern, die dem Weg entlang der Stadtmauer folgen. Jeder, der will, kann zwischen die Beete wandern, die Blumen auf der einen Parzelle bewundern und auf der nächsten die Größe der Salatköpfe bestaunen. Die Bewohner der Stadt und andere Interesssierte können kostenfrei eine Parzelle pachten und bewirtschaften. In regelmäßigen Abständen sind Wasserstellen installiert, an denen sich jeder (ebenfalls kostenfrei) bedienen kann, um sein Stück Land zu bewässern. Gemüse wird angebaut, Beerenobst und viele Blumen. Und alles gedeiht prächtig im Mikroklima der Stadtmauer, die tagsüber Wärme speichert und sie in der Nacht wieder abgibt.
Im Kitzinger Land soll es noch viele weitere Grabengärten geben, diese hier sollen aber die bekanntesten sein. Wie schön, dass ich zufällig vorbeigekommen bin.
- Plastik in der Arktis - 2. Februar 2024
- Vergissmeinnicht #205 - 30. Januar 2024
- Was ist eine Fossa? - 8. Dezember 2023