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Fischotter: gegessen, gejagt, geschützt

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Foto: pixabay.com

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Das Image des Fischotters hat im Laufe der Jahrhunderte einige Veränderungen erfahren. Vom Nahrungsmittel zum Pelzlieferanten und Konkurrenten bis hin zur geschützten Art. Grund genug, sich das amphibisch lebende Tier einmal genauer anzuschauen.

Fischotter (Lutra lutra) gehören zur Familie der Marder. Sie werden bis zu 1,5 Meter lang. Ihr Schwanz misst davon ungefähr 40 Zentimeter. Sie besitzen ein dichtes, wasserundurchlässiges Fell, das am Rücken dunkelbraun gefärbt ist und zum Bauch hin heller wird. Kopf und Kehle sind grau. Sie leben in der Nähe von Gewässern mit einer dichten Vegetation am Ufer, die ihnen Schutz bietet. Deshalb sind sie nicht leicht zu entdecken. Am einfachsten kommt man ihnen im Winter auf die Spur, wenn man ihre Pfotenabdrücke, die Trittsiegel, im Schnee verfolgen kann. Sie ernähren sich neben Fisch auch von Krebsen, Insekten, Fröschen, Vögeln und kleinen Säugetieren.“ (aus: Karolin Küntzel, Sandra Pixberg, Aktiv-Reiseführer Insel Usedom, Steffen Verlag 2015)

Mahlzeit!

Foto: pixabay.com

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Für uns heute unvorstellbar, aber im Mittelalter durchaus nicht ungewöhnlich: Fischotter im Kochtopf. Das Tier galt lange Zeit als Fisch und war deshalb als Fastenspeise zugelassen. Wer in sehr alten Kochbüchern stöbert, kann darin durchaus auch ein Rezept für Fischotter finden. Die Zubereitung erforderte anscheinend einige Zeit, da der Fischotter mindestens einen Tag – besser noch zwei – gebeizt wurde. Zusammen mit Nelken, Lorbeerblättern, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Essig und Fleischbrühe köchelte das Tier, bis es gar war. Aus dem Sud wurde noch schnell eine Soße gezaubert, mit Senf abgeschmeckt und dann konnte angerichtet werden. Wie dieser Braten wohl geschmeckt hat?

Prima Pelz

Das dichte Fell des Fischotters war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr begehrt und das am höchsten bewertete Fell. Über 10.000 Tiere ließen damals jährlich ihr Leben, damit Pelze aus ihrer „Haut“ geschneidert werden konnten. Das Otterfell mit seinen 50.000–80.000 Haaren pro Quadratzentimeter schützte besonders gut vor Kälte und Nässe und war sehr haltbar.

Fisch-Fehde

Nicht nur wegen des Fells wurden Fischotter stark bejagt. Auch die Fischer erklärten ihnen den Krieg, denn sie witterten in dem scheuen Tier einen ernsthaften Konkurrenten. Mit eigens gezüchteten und ausgebildeten Otterhunden stellte man ihnen nach, um sie dann mit Otterspießen zu töten. So verwundert es nicht, dass die Bestände so rapide abnahmen, dass der Fischotter inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten als vom Aussterben bedroht gelistet ist.

Foto: K. Küntzel

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Wenig, weniger, weg

Schätzungen gehen für Deutschland noch von 700 bis 1200 Fischottern aus. Durch das Verschwinden ihres Lebensraums, die Verunreinigung des Wassers und ein zu geringes Nahrungsangebot können die Bestände weiter sinken. Tödlich ist auch die Zunahme des Autoverkehrs. In Brandenburg kommen pro Jahr 50 Fischotter unter die Räder und in Sachsen-Anhalt sterben 9 von 10 Ottern beim Überqueren der Straße. Straßenschilder in besonders frequentierten Otter-Gebieten weisen den Autofahrer auf beliebte Wechsel hin und sollen so verhindern, dass der Bestand weiter schrumpft. Ob das zusammen mit anderen Maßnahmen hilft, wird sich zeigen. Für einige Länder in Europa ist es dafür jedenfalls zu spät. In der Schweiz beispielsweise sind die Fischotter schon seit 1989 ausgestorben.

Autorin: Karolin Küntzel

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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