Also ehrlich. Manchmal überraschen uns unsere Blogleser mit schlauen Fragen und diesmal hat wirklich einer den Vogel nochmal extra abgeschossen. Ich dachte ja, beim Thema Giraffen wäre das Spannendste, wie viele Halswirbel sie hat, doch ich wurde eines Besseren belehrt.
„Können Giraffen eigentlich schwimmen?“, fragt der Kollege und interessiert sich wirklich für die Antwort. Mein erster Impuls ist: „Natürlich nicht. Wozu soll das denn gut sein?“. Doch dann fange ich an zu forschen und bin überrascht. Vor allem davon, was alles erforscht wird.
Ich habe da ja diese Theorie, dass es zu jeder verrückten Frage auch eine verrückte Studie gibt. Die Zigarettenkippen im Aquarium sind so ein Fall. Oder das Ohr-wedel-Verhalten des Eselhasen. In meine Liste der unglaublichsten Forschungsansätze reiht sich jetzt eine Studie zweier Wissenschaftler ein, die herausfinden wollten, ob Giraffen schwimmen können.
Die naheliegende Lösung „Wir werfen eine Giraffe ins Wasser und gucken, was passiert“ bietet sich da nicht so an. Wenn im Zoo die Tierpfleger in den Wassergraben springen, um das Giraffenbaby zu retten (passiert in Hamburg), können Forscher erst recht keine ausgewachsene Giraffe in den Pool schubsen. Was also tun? Genau! Wir berechnen!
„Wir“ sind in diesem Fall Darren Naish und Donald M. Henderson, zwei Wissenschaftler mit Ideen. Sie berechneten mit Hilfe eines 3D-Computermodels, ob eine Giraffe in tiefem Wasser oben treibt oder untergeht. Die Frage, die mein Kollege besonders spannend fand, war: „Wenn Giraffen schwimmen…wo ist dann der Hals?“
Naish und Henderson haben eine erstaunliche Menge herausgefunden, über das (theoretische) Schwimmverhalten der Giraffe. Sie bezogen Werte wie Körperproportionen, Schwerpunkt, Auftrieb oder den Widerstand im Wasser in die Berechnungen mit ein und verglichen das alles mit den Werten von Pferden – die ja schwimmen können. Da Giraffen offenbar ungewöhnlich geformte Lungen haben, von denen sich Experten nicht ganz einig sind, wie groß sie sind, wurde das nochmal besonders einberechnet. Als alles plausibel zusammenpasste, wurde die virtuelle Giraffe ins virtuelle Wasser geschmissen und das kam (leicht gekürzt) dabei heraus:
Giraffen können schwimmen – irgendwie. Sie würden im Wasser zwar nicht sofort untergehen, könnten sich aber nur äußerst unbeholfen bewegen. Die schweren Vorderbeine würden stärker nach unten sinken, als die Hinterbeine. Das bedeutet, dass der Giraffen-Hals beinahe waagerecht im Wasser liegen und die Giraffe den Kopf unbequem oben halten müsste. Doof bei Wellengang.
Kein Wunder also, dass noch niemand eine schwimmende Giraffe dokumentiert hat. Vermutlich ahnen die Giraffen, dass sie keine Superschwimmer sind und waten deshalb höchstens mal durch einen Fluss.
Wer die Studie nochmal nachlesen will, muss sie sich etwas umständlich über eine Bibliothek beschaffen. Eine Kurzversion findet sich hier. Ich gehe jetzt mal und recherchiere, ob Maulwürfe springen oder Quallen boxen können. Zu sowas gibt es sicher auch verrückte Studien – ganz sicher.
Mehr über Giraffen und ihre Lebensweise gibt es übrigens hier:
- Bekommt ihr Gänsehaut beim Musikhören? - 22. März 2024
- Vergissmeinnicht #206 - 13. Februar 2024
- Buchtipp: Tierische Baumeister - 25. Januar 2024
9. September 2015 um 16:55
Liebe Johanna,
vielen Dank für das Aufklären dieser Frage, die uns so lange umgetrieben hat. Und – ich finde Du solltest, unbedingt mehr Sachbücher schreiben, weil Du so wunderbar unterhaltsam komplizierte Dinge erklären kannst.
Liebe Grüße
Lenara
10. September 2015 um 10:29
Oh, ich danke dir! Wie nett! Manche Themen sind aber auch wirklich dankbarer als andere. Und die schwimmenden Giraffen sind so skurril, dass sie echt viel Spaß gemacht haben.
Viele Grüße
Johanna