Jetzt im Herbst findet man in den Bau- und Gartenmärkten wieder haufenweise Nist- und Vogelhäuschen. Sie sind aus Holz oder Kunststoff, naturbelassen, waldfarben getarnt oder knallbunt. Mögen Vögel pinkfarbene Futterstellen? Können sie diese Farbe überhaupt sehen? Und wie sieht es mit Himmelblau aus? Ein Hersteller von Nistkästen und Futterhäuschen sagte mir dazu einmal, dass den Vögeln die Farbe ganz egal wäre, denn sie würden Farben nicht erkennen. Hoppla, stimmt das denn?
Paradiesisch bunt
Hierzulande kennen wir eine Reihe farblich recht unauffälliger Vögel: Spatzen, Amseln, Stare, Mauersegler und Krähen sind darunter. Andere wie Blaumeise, Gimpel, Rotkehlchen und Kleiber sind da schon farbenprächtiger. Beliebte Haustiere sind leuchtend blaue und grüne Wellensittiche und wer schon einmal in tropischen Regionen unterwegs war weiß, welche unglaublich auffallenden Farben Vögel außerdem noch haben können.
Würde das einen Sinn machen, wenn sie Farben gar nicht wahrnehmen könnten. Wohl kaum! Tatsächlich ist es so, dass Farben für Vögel eine enorm große Rolle spielen. Sie erkennen an der Farbe mögliche Partner, den Reifegrad von Beeren und sie setzen Farben gezielt zur Balz ein. Der farbenprächtige südamerikanische Felsenhahn präsentiert seine bunten Federn zum Beispiel ganz bewusst an gut beleuchteten Orten. Soll ja schließlich was hermachen die Federpracht und im Dunkeln wirkt sie nun mal nicht ganz so überzeugend.
Vögel sind Augentiere
Vögel können sehr gut sehen und tagaktive Vögel sehen Farben sogar besser als wir Menschen. Wie kommt das? Erinnert ihr euch noch an den Biologieunterricht und die Sache mit den Zäpfchen und Stäbchen im Auge? Stäbchen sind für das Schwarz-Weiß-Sehen verantwortlich und Zapfen für die Wahrnehmung der Farben. Um Farben zu unterscheiden, braucht es mindestens zwei Zapfentypen. Der Mensch hat insgesamt drei und Vögel verfügen sogar über vier Zapfentypen.
Sie können damit auch ultraviolettes Licht sehen. Tetrachromaten nennen Wissenschaftler Lebewesen, die vier Arten von Farbrezeptoren zum Sehen nutzen. Neben Vögeln sind das auch viele Reptilien, Amphibien, Fische und Insekten. Ihre Welt ist dadurch bunter als unsere und sie nehmen auch noch kleinste Farbunterschiede wahr. Ihr Farbsehen ist so gut, dass Greifvögel sogar die Pinkelspuren von Mäusen aus großer Höhe sehen können, denn deren Urin reflektiert die UV-Strahlen. Ob die Mäuse das wissen?
Und was bedeutet das jetzt für das bunte Vogelhäuschen? Das weiß ich, ehrlich gestanden, noch nicht. Denn bisher habe ich keine wissenschaftliche Untersuchung dazu gefunden, ob eine bestimmte Vogelart eine bestimmte Häuschenfarbe bevorzugt oder ablehnt. Ich werde mein taubenblaues Futterhaus deshalb einfach mal aufstellen und beobachten, welche Vögel sich dort einfinden.
Autorin: Karolin Küntzel
- Plastik in der Arktis - 2. Februar 2024
- Vergissmeinnicht #205 - 30. Januar 2024
- Was ist eine Fossa? - 8. Dezember 2023
15. Oktober 2018 um 8:06
Moin!
Vorschlag: Drei Häuschen gleicher Bauart, aber mit unterschiedlichen Farben, nebeneinander aufstellen und dann die Vögel zählen oder den Futterverbrauch dokumentieren.
Gruß aus Hamburg
Matthias
15. Oktober 2018 um 17:04
Moin Matthias,
das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Jetzt bräuchte ich nur noch zwei andersfarbige Häuschen und jemanden, der sehr, sehr viel Zeit hat und Vögel für mich zählt.
Liebe Grüße
Karolin
14. April 2019 um 12:09
Es gibt noch eine andere Lösung mit nur einem holzfarbenen Häuschen: Sie stellen drei geöffnete Farbdosen mit unterschiedlichen Farben und drei Pinseln daneben und überlassen es den Vögeln, wie sie das Häuschen anstreichen.
Gruss GBS