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Natur und so

Nasenschleim-Forschung beim Wal

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Foto: pixabay.com

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Es gibt Kollegen, die beneide ich um ihre Jobs, weil sie einfach so coole Sachen erforschen. Es muss doch super sein, wenn man mit Rehspucke durch den Wald läuft und Bäumchen beträufelt. Oder wenn man Protokoll darüber führt, wo beim rennenden Eselhasen die Ohren hinzeigen. Bei anderen Forschungsarbeiten bin ich mir nicht sicher, ob die praktische Arbeit daran wirklich so toll ist. So geht es mir zum Beispiel mit der Studie über die Länge des Pinkelns bei Säugetieren. Und auch bei der Forschung, die ich euch heute vorstellen will: der Nasenschleim-Forschung beim Buckelwal.

Ganz offensichtlich gibt es unter Walforschern einen neuen Trend. Auf einmal will man wissen, was die Wale so in der Nase haben. Stellt euch mal vor, sowas würde man beim Menschen erfoschen! Ihr würdet als Wissenschaftler durch die Stadt rennen und immer dann eine Probenschale vor einen Spaziergänger halten, wenn der mal kräftig ausatmet. Vielleicht würdet ihr eure Studie sogar in den Herbst verlegen und hoffen, dass besonders viele Menschen niesen. Und dann würdet ihr euch anschnoddern lassen und das schleimige Ergebnis analysieren. Ist euch schon der Appetit vergangen? Dann lest mal lieber nicht das Ekel-Buch unserer Kollegin Anne.

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Bei den Walforschern ist es ganz ähnlich. Die warten auch darauf, dass ihre Forschungstiere mal kräftig ausatmen. Naturgemäß ist es etwas schwierig, an die Ausatemluft eines Wals heranzukommen. Man kann ihm ja schlecht hinterher schwimmen. Stattdessen haben sich ein paar Forscher etwas sehr Schlaues ausgedacht. Und es ist auch viel hygienischer! Sie lassen nämlich nicht sich selbst vollschleimen, sondern eine fliegende Forschungshilfe: eine Drohne. Das kleine Fluggerät wird per Fernsteuerung vom Schiff aus über den auftauchenden Wal gesteuert. Wenn der dann an der Wasseroberfläche ausatmet (denn Wale müssen ja unter Wasser die Luft anhalten), sammelt die Drohne Proben der Atemluft.

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Zugegeben: ich übertreibe hier ein wenig, was den Schleim angeht. In Wirklichkeit wird die Drohne nicht komplett vollgeschleimt. Doch die Proben, die sie auffängt reichen aus, um DNA-Tests zu machen und Dinge wie Bakterien oder Hormone nachzuweisen. Daraus können die Forschungsteams dann Rückschlüsse auf Krankheiten oder Stresslevel ziehen.

Wenn man es bedenkt, ist das vielleicht doch eine ziemlich coole Forschung. Ich würde zwar vermutlich die Drohne beim ersten Versuch im Meer versenken, aber dafür gibt es doch sicher Ersatz oder? Vielleicht sollte ich mal bei der Woods Hole Oceanographic Institution anfragen. Die haben solche Forschungen nämlich schon mal gemacht. Vielleicht lassen die mich ja auch mal an die Fernsteuerung, wenn ich verspreche, ganz vorsichtig zu fliegen. Wäre ja denkbar.

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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