Was wäre der Gänsebraten oder der selbstgebackene Lebkuchen ohne die sprichwörtliche Prise Salz? Fade und langweilig! Das Gewürz, das wir heute selbstverständlich und täglich nutzen, war früher so kostbar, dass es das weiße Gold genannt wurde.
Salz aus dem Meer
Meerwasser ist salzig, mal mehr, mal weniger. Besonders salzig ist das Tote Meer. In einem Liter davon sind rund 23 Esslöffel Salz enthalten, das entspricht einer Salinität von 28–32 Prozent. Der durchschnittliche Salzgehalt der Meere (Nordsee, Atlantik, Pazifik) liegt bei 3,5 Prozent. Das sind ungefähr drei Esslöffel Salz auf einem Liter Wasser. Die schwach salzige Ostsee (Salinität von 0,8 Prozent) bringt es auf einen Esslöffel Salz.
Meersalz wird in sogenannten Salzgärten gewonnen. In flache Betonbecken wird Meerwasser geleitet. Dort setzen sich Algen, Sand und Schlamm ab und das nun schon etwas saubere Wasser fließt in das nächste Becken, wo sich der Prozess wiederholt. Nach mehreren Reinigungsbecken erreicht es die letzte Station, in der das eigentliche Salz gewonnen wird. Das Meerwasser bleibt dort solange, bis alles Wasser verdunstet ist und sich Salzkristalle gebildet haben. Salzgärtner schieben es zu Haufen zusammen, die wiederum auf Salzbergen gelagert werden, bis sie in die Fabrik gefahren werden. Das Salz wird dort gereinigt, verpackt und schließlich an den Handel geliefert. Nur das kostbare Fleur des Sel, die Salzblume, wird von Hand abgeschöpft und ungereinigt verkauft.
Salz aus dem Berg
Als die Urmeere austrockneten, blieb eine meterdicke Salzschicht zurück. Sie wurde im Laufe von Jahrmillionen kilometerdick mit Sand und Ton bedeckt. Durch Erdverschiebungen gelangten die Salzschichten tief unter den Fels und das Mineral wird heute wie andere Gesteine im Bergbau gefördert. Riesige Hallen und Gänge befinden sich unter Tage, wo das Salz für die Förderung gesprengt wird. Die Salzbrocken werden zerkleinert, gesiebt, gereinigt und gemahlen, bevor sie in den Verkauf kommen. Ebenfalls aus dem Berg wird Siedesalz gewonnen. Es wird entweder aus salzhaltigen Quellen oder aus salzhaltigem Gestein gewonnen, durch das Wasser geleitet wird. Die so gewonnene Sole wird erhitzt, bis das Wasser verdampft und Salzkristalle übrig bleiben.
Salz als Ware
Salz ist für den Menschen lebensnotwendig und war deshalb vor den Zeiten der industriellen Gewinnung ein begehrtes Gut und eine teuere Handelsware. Die frühen Hochkulturen (Ägypter, Babylonier, Sumerer) gewannen es aus dem Meer und den Salzwüsten. Karawanen brachten es zu den oft weit entfernten Handelsplätzen. Neben der Verwendung als Speisewürze diente es zum Haltbarmachen der Lebensmittel und zum Mumifizieren der Toten.
Griechen und Römer gewannen Meersalz, das sie über die Via Salia, die Salzstraße, ins Landesinnere brachten. Wichtige Städte wie Rom entstanden an Salzhandelswegen. Die Bedeutung des Salzes lässt sich auch daran ablesen, dass Beamte und Soldaten eine Ration Salz für ihre Reisen erhielten. Dieses „salarium“ wurde später in Geld ausbezahlt. Die Bezeichnungen Salär und Sold für eine Gehaltszahlung leiten sich davon ab.
Die Kelten nutzten sowohl die Salzgewinnung durch den Bergbau als auch durch Salinen. In Schwäbisch Hall siedeten sie rund um die Uhr Salz und exportierten es in weit entfernte Länder wie Gallien und Böhmen. Im Mittelalter konnte Sole bereits künstlich (durch Einleitung von Wasser in Gestein) hergestellt werden. Dennoch bleib Salz ein wichtiges Gut und Städte wie Bad Reichenhall und Lüneburg wurden durch den Salzhandel mächtig und vermögend. Wichtigster Umschlagplatz für das Lüneburger Salz war Lübeck.
Dorthin gelangte es entweder über die Salzstraße oder über die Stecknitzfahrt, den heutigen Elbe-Lübeck-Kanal. Die weitere Verschiffung und damit den internationalen Handel übernahm die Hanse.
Neben dem Würzen von Speisen war Salz besonders bedeutend für die Fischerei. Fisch konnte noch nicht über weite Strecken und einen längeren Zeitraum transportiert werden, ohne dass er verdarb. Erst mit dem Einsalzen des Fangs ließ sich der frische Fisch konservieren, in Fässern transportieren und auch fernab der Küstenstädte verkaufen.
Mit Beginn der Industrialisierung entwickelte sich das weiße Gold zu einem alltäglichen und für jedermann erschwinglichen Produkt. Salzvorkommen konnten dank besserer Methoden entdeckt und erschlossen werden. Maschinen erleichterten den Abbau und die Fördermengen stiegen. Salz wird heute nicht nur zum Würzen von Speisen und Gebäck verwendet, sondern auch zur Herstellung von Glas, Seife und Kunststoff. An Salz besteht so wenig Mangel, dass es heutzutage auch als Tausalz bei Glätte eingesetzt wird.
Wie ihr es noch benutzen könnt, darüber schreibe ich in meinem nächsten Blogeintrag.
Autorin: Karolin Küntzel
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