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Mit Sicherheit wäre ein Aufschrei durch die riesige Katzen-Fangemeinde gegangen, wenn sich die beiden niederländischen Umweltrechtler Arie Trouwborst und Han Somsen durchgesetzt und einen EU-weiten Leinenzwang für Hauskatzen erwirkt hätten. Vermutlich hat aber kaum ein Katzenfreund die Studie der beiden Wissenschaftler von der Universität Tilburg zur Kenntnis genommen, in der sie ihre Forderung begründeten. Die Studie erschien am 27. November 2019 im Journal of Environmental Law. Worum geht es darin?
Katzen morden millionenfach

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Die beiden Wissenschaftler fordern die Umsetzung und Einhaltung von EU-Recht, insbesondere der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, in denen geregelt ist, dass heimische Vögel geschützt werden müssen. Gegen das Töten der Vögel und das Plündern der Nester müssten die EU-Staaten gemäß Richtlinie einschreiten, tun dies aber nachweislich nicht. Die Folge sei der millionenfache Tod von Vögeln, Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern. Ihrer Studie zufolge töten die ungefähr 2,5 Millionen Hauskatzen in den Niederlanden jährlich etwa 140 Millionen Tiere. Auch aus anderen Ländern gibt es Zahlen:
- In den USA werden bis zu 4 Billionen Vögel, 95–299 Millionen Amphibien, 258–822 Millionen Reptilien und 6,3–22,3 Billionen kleine Säugetiere pro Jahr Katzenopfer.
- In Kanada werden jedes Jahr 100 bis 350 Millionen Vögel von Katzen getötet.
- In Australien erlegen Hauskatzen jährlich etwa 377 Millionen Vögel und 649 Millionen Reptilien.
- In Deutschland sterben jährlich etwa 200 Millionen Vögel durch Streuner und freilaufende Hauskatzen.
- Innerhalb von fünf Monaten brachten Katzen in Großbritannien 57 Millionen Säugetiere, 27 Millionen Vögel sowie 5 Millionen Reptilien und Amphibien um.
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Laut Trouwborst und Somsen gefährden Katzen aufgrund ihres Jagdinstinkts weltweit mindestens 367 Tierarten und einige hätten sie sogar schon ausgerottet. Das sind drastische Zahlen – aus denen bisher nichts folgt. Für die Forderung der beiden Niederländer, dass ein Freigang für Katzen nur noch an der Leine möglich sein solle, konnten sich nämlich bisher weder die EU noch Umweltorganisationen erwärmen.
Die ganze Studie könnt ihr nachlesen: Domestic Cats (Felis catus) and European Nature Conservation Law—Applying the EU Birds and Habitats Directives to a Significant but Neglected Threat to Wildlife, unter www.academic.oup.com/jel/advance-article/doi/10.1093/jel/eqz035/5640440
Karolin Küntzel
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