Neulich auf der Weihnachtsfeier. Wenn ich es richtig verstanden habe, entzündete sich die Diskussion an der Frage, was man eigentlich in den Teig von Vanillekipferln tun muss: Hätten die Kollegen einfach auf Karolins Blogbeitrag mit dem Rezept gewartet, würde ich heute ganz sicher über etwas anderes schreiben. Doch die Kollegen mussten mich ja an den Tisch winken, um die dringende Frage zu klären, die im Laufe der Diskussion aufgetaucht war: Sind Mandeln eigentlich Nüsse?
Und damit nicht genug! Es stand nämlich auch noch die Frage im Raum, wie es sich mit Paranüssen, Erdnüssen, Walnüssen und Haselnüssen verhält. Sind das alles wirklich Nüsse oder sind das so Begriffe wie „Walfisch“, die einen total in die Irre führen? Wenn Wale keine Fische sind, sind dann Walnüsse auch keine Nüsse?
Mandeln: Steinfrüchte
Mandeln wachsen an Bäumen, den Mandelbäumen. Die gehören zu den Rosengewächsen, genau wie Apfel-, Birnen- oder Pflaumenbäume. Wenn sich der Baum vermehren will, wirft er eine Frucht ab, die aus einer weichen Pflanzenhülle mit darunterliegender harter Hülle besteht. Knackt man diese Hülle, kommt man an den Teil der Frucht, aus der eigentlich den Baumkeimling entstehen soll. Wir essen diesen Teil als „Mandel“.
Mandeln sind Steinfrüchte. Die gibt es entweder mit weicher, essbarer Hülle, die um einen harten Kern herum wächst (wie bei Kirschen, Pfirsichen oder Pflaumen) oder mit essbarem Kern, der zum Vorschein kommt, wenn man die harte Hülle knackt. So wie bei Pistazien oder eben Mandeln. Also lautet die Antwort auf die Weihnachtsfeier-Frage: Nein, Mandeln sind keine Nüsse.
Paranuss: Kapselfrucht
Aber Paranüsse, sind Nüsse, oder? Schließlich heißen sie ja so. Doch Paranüsse sind sowas wie Walfische: Sie heißen „falsch“. Paranüsse sind nämlich keine Nussfrüchte, sondern Kapselfrüchte, bei denen die Frucht irgendwann auseinanderfällt und mehrere Samen freisetzt. Jetzt zur Weihnachtszeit, können wir die Samen der Paranuss im Supermarkt kaufen. Die flachen Nüsse haben eine superharte Schale und lassen sich nur mit Kraft knacken. Nuss oder nicht, lecker sind sie trotzdem. Der Paranussbaum ist übrigens ein tropisches Gewächs.
Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse: Nussfrüchte
Jetzt aber! Erd-, Wal- und Haselnüsse sind Nussfrüchte. Sie haben eine äußere Hülle und einen inneren Kern. Die Erdnüsse sind hier wohlgemerkt ein kleiner Sonderfall, denn streng genommen sind sie Hülsenfrüchte, so wie Erbsen. Da ihre Früchte aber geschlossen bleiben, gehören sie zu den Nüssen. Man sieht: Die botanische Zugehörigkeit zu den Haselnussgewächsen oder Walnussgewächsen muss nicht gegeben sein, damit eine Pflanze als Früchte „Nüsse“ haben kann.
Mir schwirrt jetzt jedenfalls der Kopf und ich gehe Vanillekipferln backen oder so. Liebe Kolleginnen, Lieber Kollege, bitte fragt mich doch auf der nächsten Weihnachtsfeier was Leichteres, ja?
P.S.: Der Satz “Apfel, Nuss und Mandelkern” ist übrigens total korrekt. Denn Mandeln sind ja keine Nüsse und “Kern” ist bloß die Bezeichnung für etwas Festes in einem weicheren Umfeld. Frohes Fest!
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