Viele Kinder (und Erwachsene) finden „Pusteblumen“ toll, weil sich da wirklich was bewegt, wenn man pustet. Die Flugsamen des Löwenzahns erscheinen etwa zehn Tage nach Beginn der Blüte und werden von der Pflanze abgestoßen. Sie schweben an ihren kleinen Schirmchen davon und sehen dabei wirklich hübsch aus. Doch was passiert eigentlich mit den Löwenzahnsamen, wenn wir oder der Wind sie vom Stengel pusten? Ein tschechisches Forschungsteam hat sich genau dieselbe Frage gestellt.
Zählen für die Wissenschaft
Die Damen und Herren, die diese Studie ins Leben gerufen haben, hatten wirklich was zu tun. Sie haben mehrere Testflächen abgesteckt, auf denen Löwenzahn wuchs und als es losging mit dem Samenflug, haben sie genau aufgepasst und tausende von Samen gezählt. Einige flogen davon, andere landeten am Boden, doch alle landeten irgendwie in der Statistik. Nach ein paar Wochen kontrollierten die Forscher was aus den Pusteblumen-Schirmchen geworden war.
Nur die wenigsten keimen
In Karolins Garten ist der Löwenzahn ja eher lästig und so zahlreich, dass sie ihn ernten und leckere Sachen daraus machen kann. Doch rein zahlentechnisch gesehen, wundert es mich, dass überhaupt irgendwo Löwenzahn wächst. Von allen weggepusteten Flugsamen, die die Forscher gezählt hatten, keimten in den verschiedenen Versuchsflächen nämlich maximal 3.1%. Bis zu 13% der Samen konnten immerhin noch am Boden nachgewiesen werden – wenn auch ungekeimt. Doch wo war der Rest?
Wer klaut die Samen?
Bis zu 88% aller Flugsamen verschwanden einfach. Die Vermutung lag nahe, dass da jemand ordentlich zulangt. Einen Verdacht gab es auch schon, denn in der Gegend gab es viele Käfer. Konnte es sein, dass die auch Löwenzahn-Samen fressen? Und tatsächlich: Kurz nach dem der Löwenzahn begonnen hatte, seine Flugsamen abzuwerfen, wurden die Käfer aktiver. Eine Art fiel durch besonders großen Appetit auf: Der Berg-Kanalläufer (Amara montivaga) schaffte pro Tag drei ganze Samen und knabberte dann noch an einem vierten.
De Löwenzahn ist also ein wahrer Überlebenskünstler, wenn er sich bei dieser Quote trotzdem so zahlreich vermehrt. Ich glaube, ich puste dieses Jahr ein mal paar mehr Pusteblumen an, um seine Chancen zu erhöhen. Vielleicht mache ich das aber nicht gerade in Karolins Garten.
Wer alles nochmal ganz genau nachlesen will. Dies ist die Studie:
Honek, A., Martinkova, Z., Saska, P. (2005): Post-dispersal predation of Taraxacum officinale (dandelion) seed. Journal of Ecology, 93, 345-352.
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