Gleich mal vorweg: der Titel dieses Beitrags ist leicht irreführend. Denn leider weiß ich auch nicht, warum die Ente “Ente” heißt, oder ein Löwe “Löwe”. Kann sein, dass Karolin sowas weiß, denn immerhin kennt sie sich schon mal mit Redewendungen gut aus. Beweis A: Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Beweis B: Die Ollen Kamellen. Beweis C: Wenn etwas in die Binsen geht. Ich bin da leider nicht so gut informiert, aber immerhin kann ich Latein. Also… manchmal, wenn es um Tiernamen geht. Jedenfalls geht es heute darum, wie Tiere wissenschaftlich benannt werden. Und Schuld an diesem Blogbeitrag ist eine Ameise.
Darüber bin ich nämlich bei den “wirklich wichtigen” Nachrichten auf der Webseite eines E-Mail-Anbieters gestoßen. Dort stand, zwischen traurigen Trennungsgerüchten und irgendwelchen “Wem steht das Kleid besser”-Artikeln, auch was wirklich Interessantes: Forscher des japanischen Okinawa Institute of Science and Technology Graduate University (OIST), fanden im kenianischen Kakamega Forest National Park eine bisher unbekannte Ameisenart. Sowas ist für uns Biologen immer super, denn dann ergibt sich endlich mal die Gelegenheit – zumindest namentlich – unsterblich zu werden. Wer eine neue Art entdeckt, darf ihr nämlich einen Namen geben. Auf Latein!
Das mit dem Latein erscheint auf den ersten Blick vielleicht umständlich. Schließlich spricht das ja heute kein Mensch mehr, außer begeisterten Lateinlehrern. (Musste außer mir noch jemand die ersten Zeilen der Gallischen Kriege auswendig lernen? Und kann das noch jemand? Ich ja.) Doch in der Wissenschaft macht Latein durchaus Sinn. Hier mal ein Beispiel:
In der Nähe von Lübeck, gibt es eine Kiesgrube, in der immer wieder fossile Wale auftauchen. Sehr häufig gehören die Knochen, die dort gefunden werden, zu Tieren, die man zuvor in der Wissenschaft noch nicht kannte. Und wenn man dann mit japanischen, norwegischen oder türkischen Walforschern jahrelang über so ein Tier und all’ seine Verwandten sprechen will, muss man sich sicher sein, dass bei den Sprachbarrieren auch alle von derselben Art reden. Und deshalb Latein: weil es die unmissverständliche Sprache der Wissenschaft ist. (Und englisch natürlich, weil es die Sprache der Wissenschaft ist, in der man auch reden kann.)
Zurück zum Wal und den wissenschafltichen Namen. Eine neue Art bekommt jeweils einen wissenschaftlichen Vornamen und einen Nachnamen. Der Vorname ist die Gattung, also die Bezeichnung, zu welcher größeren Tiergruppe der Wal gehört. Der Nachname ist der Artname. Die Kombination gibt es nur einmal. Bei einem der fossilen Wale dachten sich die Forscher: “Super, der sieht ja so aus wie ein Buckelwal, also ist er vermutlich ein Vorläufer.”
Da der Buckelwal schon einen wissenschaftlichen Namen hatte – die Gattung heißt Megaptera – machte man es sich also leicht und nannte die neue Art “vor dem Buckelwal”, auf Latein: Praemegaptera. (Später kam dann heraus, dass der neue Wal überhaupt keine engere Verwandtschaft mit dem Buckelwal hatte, aber der Name stand da schon fest und wurde auch nicht mehr geändert.)
Beim wissenschaftlichen Nachnamen wird es spannend. Der bezeichnet nämlich häufig den Ort des Fundes oder ist an Personen angelehnt. Den Finder zum Beispiel (Unsterblichkeit!) oder dessen Chef, die Ehefrau, oder wen auch immer man da eben möchte. Der fossile Wal aus der Nähe von Lübeck stammt aus dem Ort Groß Pampau und wurde auch nach seinem Fundort benannt: Praemegaptera pampauensis. Und damit wären wir wieder bei der Ameise vom Anfang und der Frage, warum ich über die Nachricht überhaupt erst gestolpert bin:
Die Forscher aus Japan haben nämlich die Ameise nach dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama benannt – weil Sie ihn wegen seines Beitrags zum Erhalt der globalen Artenvielfalt ehren wollten. Das Tier heißt jetzt Zasphinctus obamai. Und das nenne ich mal eine nette Geste: Einem anderen die (wissenschaftliche) Unsterblichkeit abtreten!
Welchem Tier würdet ihr denn gerne mal euren Namen leihen? Oder anders herum: wem würdet ihr ein Tier “widmen”?
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