Jetzt ist es soweit. Die grünen Blätter der Laubbäume färben sich gelb, rot oder braun. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Herbst Einzug hält. Zeit, rauszugehen, mit den Füßen durch das Laub zu rascheln und die Farbenpracht zu bewundern. Wie kommen die verschiedenen Farben zustande?
Dreierlei Farbstoffe
Blätter besitzen mehrere Blattfarbstoffe. Der Wichtigste unter ihnen ist das grüne Chlorophyll. Bereitet sich der Baum im Herbst auf seine Ruhepause im Winter vor, zieht er das Chlorophyll und die daran gebundenen Nährstoffe aus den Blättern zurück in den Stamm und die Wurzeln. Dort bunkert er sie bis zum Frühjahr. Ist das Grün verschwunden, kommt Gelb zum Vorschein, das vorher durch das Grün überlagert wurde.
Die Farben Gelb und Orange werden durch Karotinoide hervorgerufen. Dieses Farbpigment ist nicht nur in Blättern, ihr findet es auch in Möhren oder Kürbissen. Für die rote Farbe sind Anthocyane verantwortlich. Sie sind nicht wie die gelben Farbpigmente bereits in den Blättern vorhanden, der Baum bildet sie erst im Herbst. Und das lässt Wissenschaftler bis heute rätseln.
Farbe als Filter und Abwehrstrategie
Bevor die Blätter sterben, werden manche eben rot, dachte man früher. Eine zusätzliche Funktion sah man in der Färbung lange Zeit nicht. Das ist inzwischen anders. Die Wissenschaftler Martin Schaefer (Universität Freiburg) und David Wilkinson (Liverpool John Moores University) fanden heraus, dass die rote Farbe den Baum vor schädlichen UV-Strahlen schützt. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei einer Sonnenschutzcreme mit UV-Filter.
Außerdem entdeckte Martin Schaefer, dass ein Baum mit hoher Anthocyane-Konzentration auch eine große Menge an giftigen Substanzen aufweist. Rot signalisiert möglichen Schädlingen somit Gefahr und steht sichtbar für die guten Abwehrkräfte des Baumes.
Blattläuse als Versuchskaninchen
Ebenso interessant finde ich, dass die rote Färbung anscheinend auch zur Abschreckung von Blattläusen dient. Der Baum wehrt sich mit seiner Blattfärbung gegen Schädlinge. Diese These stellte erstmals der Evolutionsbiologe William Hamilton auf. Überprüft wurde sie inzwischen von mehreren Forschern, die Versuche mit Blattläusen unternahmen. Und siehe da: Die kleinen Krabbler meiden die roten Blätter.
Gelb finden sie dagegen ganz anziehend. Produzieren die Blätter roten Farbstoff demnach, um die gelbe Färbung zu „verstecken“ und damit weniger Blattläuse anzuziehen? Davon geht jedenfalls Thomas Döring (Londoner Imperial College) nach seinen Farbversuchen mit Blattläusen aus. Das letzte Wort ist bei der Erforschung der Blattfärbung sicher noch nicht gesprochen und weitere Versuche werden folgen. Das wird mich aber nicht davon abhalten, einen Spaziergang durch den Herbstwald zu unternehmen und die Farbenpracht zu genießen. Einfach so!
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