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Ausflugstipp: Breitachklamm

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Foto: H. Janz

Foto: H. Janz

Die Breitachklamm ist eines der herausragenden Geo-Denkmäler im Allgäu. Die Schlucht ist 1600 Meter lang und kann in beiden Richtungen durchwandert werden. Bis auf wenige Ausnahmen ist sie das ganze Jahr hindurch zugänglich. Wie klamm es dort ist, habe ich mir angesehen.

Was ist eine Klamm?

Foto: H. Janz

Foto: H. Janz

Unter einer Klamm versteht man einen tiefen Einschnitt in die Felsen, der vom Wasser „gegraben“ wurde. Die Felswände können dabei auch überhängen, so dass kaum Licht in die Schlucht fällt. Eine Klamm ist recht selten.

Gewöhnlich entstand sie am Ende eines Hängetals. Das ist ein Seitental eines Gletscherstroms, der sich während der Eiszeit bildete. Voraussetzung für die Klammbildung ist der Höhenunterschied zwischen Hauptgletscherstrom und Nebengletscher. Aus diesem Gefälle kann bei entsprechenden Bedingungen eine Klamm werden, wenn sich Wasser einen Weg aus dem Seitental in das Haupttal bahnt.

Alter Österreicher!

Vor ca. 14.000 Jahren begann die Klamm zu wachsen. Die Breitach fließt durch das Kleinwalsertal und mündet nördlich von Oberstdorf in die Iller. Das gesamte Niederschlagswasser des Tals wird von dem Fluss aufgenommen. Er überwindet auf seinem Weg bis in die Iller einen Höhenunterschied von 75 Metern. Genügend Differenz, um sich so richtig tief einzugraben. Auch heute noch wächst die Klamm in die Tiefe. Über eine Reihe von Wasserfällen stürzen unaufhörlich Wassermassen hinab und höhlen die Kalk- und Sandsteinschichten dabei immer weiter aus.

Im Strudeltopf

Foto: K. Küntzel

Foto: K. Küntzel

Das lässt sich heute gut an den alten Kolken oder Strudeltöpfen beobachten, die inzwischen hoch über dem reißenden Fluss liegen. Früher befanden sie sich auf Wasserniveau. Vom Berg stürzte Wasser auf die immer gleiche Stelle und führte zur Erosion des Gesteins. Fielen Steine hinab, wurden sie vom Wasserstrudel in dem Topf kreisförmig bewegt und dienten so als Schleifsteine. Übrig blieben schöne runde Steinbecken. Neben den alten Strudeltöpfen gibt es neue in der Klamm, in der ihr die Kolkbildung quasi mitverfolgen könnt. Bringt einfach ein wenig Zeit mit.

Die Klamm als Lebensraum

Sie macht es Pflanze und Tier nicht leicht. Insbesondere im schmalsten Teil der Klamm, der gerade einmal zwei Meter breit ist, sind die Bedingungen lebensfeindlich. In der dort herrschenden Dunkelheit wollen selbst Moose nicht so recht gedeihen und das reißende Wasser wirbelt Steine und Stämme anständig durcheinander. Regelmäßig gibt es Hochwasser, das mit schier unglaublicher Kraft durch die enge Schlucht braust und alles mit sich reißt. Erst unterhalb der Engstellen, Richtung Oberstdorf, wird es ruhiger im Fluss und Bachforellen sind dort anzutreffen. Sie finden in dem sauberen Gewässer wie die Larven der Steinfliege gute Bedingungen vor.

Foto: K. Küntzel

Foto: K. Küntzel

Weg über Wasser

Durch die Klamm führt ein Steg unterhalb der Felsen und oberhalb der ohrenbetäubend lauten Wassermassen. Erst wenn man die Schlucht verlassen hat, ist ein Gespräch ohne Brüllen wieder möglich. Je nach Wetterlage sind Weg und Steg glitschig und von oben tropft, tröpfelt oder regnet es auf einen herab. Bei Regen führt dann ein Stück des Weges sogar unter einem kleinen Wasserfall hindurch.

Weg am Wasser

Durchwandert man die Klamm von Nord nach Süd, steigt man die Schlucht hinauf. Auch wenn man das abgeschlossene Gebiet der Klamm verlassen hat, lohnt der Weg entlang der Breitach weiter Richtung Riezlern. Der Fluss wird gemütlicher und ein schöner Wanderweg verläuft neben dem steinigen Bachbett, an dem sich Wanderer mit einem eigenen Steinmännchen bis zum nächsten Hochwasser oder Sturm verewigen können.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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