Es soll ja immer weniger Insekten geben. Ich persönlich kann das momentan nicht bestätigen, denn um uns rum summt und brummt es derzeit unaufhörlich. Das liegt nicht nur an unseren naturnahen Gärten, in denen die Bienen und Hummeln reichlich Pollen und Nektar finden, sondern vor allem an den Wespen, die es sich in der Decke zwischen Balkon und Essplatz gemütlich gemacht haben. Wusstet ihr, dass sich ein Wespenvolk direkt über dem Kopf manchmal anhört wie eine Katze, die laut schnurrt? Echt wahr!
Ein Nest wie eine Flunder?
Normalerweise sind Wespennester eher rund. Zu Beginn sehen sie aus wie ein kleiner grauer Golfball und dann wachsen sie mitunter bis auf Basketballgröße heran. Üblicherweise hängen diese papierartigen Bauten von der Decke oder einem Balken – auf jeden Fall aber von oben nach unten.
Bei uns ist das anders. Wie anders kann ich noch gar nicht sagen, denn die Zwischendecke ist nicht einsehbar. Viel Platz ist dort nicht – schon gar nicht für ein hängendes Nest. Deshalb bauen die schlauen Wespen in der Horizontalen. Wir hören ihnen dabei zu und erkennen ihre Baufortschritte am Geräusch.
Inzwischen hat das Nest, das platt wie eine Flunder sein muss, über die Hälfte der Decke eingenommen und es wächst weiter. Dafür fressen sich die Insekten durch die Dämmung. Um das Einflugloch liegen bereits eine Menge Styroporkügelchen und auch im Essbereich rieselt es munter vor sich hin. Immer öfter kommt es auch vor, dass sich die Wespen über unseren Köpfen „verlaufen“. Dann stürzen sie aus den Ritzen und Löchern, die sie in die Decke geknabbert haben hinunter in die Essecke und sind sehr verwirrt. Und das Schnurren? Das entsteht, wenn sie ihr Nest belüften. Dann schlagen haufenweise Wespen gleichzeitig mit ihren Flügeln und das klingt wie eine zufriedene Katze. Sachen gibt’s!
Noch nimmt die Flugtätigkeit vor dem Eingang zu. Ich schätze deshalb mal, dass auch das Volk noch wächst. Wir merken es auch daran, dass wir täglich mehr Wespen in der Küche haben – obwohl wir ständig die Schlupflöcher mit superstabilem Klebeband verschließen. Die Tierchen knabbern einfach neue und würden von dort aus wahrscheinlich liebend gerne hängend bauen. Nicht solange wir das verhindern können! Wie gut, dass wir dieses Jahr sowieso nicht in den Sommerurlaub fahren wollten. Anderenfalls hätten wir bei unserer Rückkehr vermutlich ein Riesennest in der Küche hängen.
Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf den Herbst. Wenn die Wespen ausgezogen sind, mache ich die Decke auf und schaue mir das „Flunder-Wunder-Wespen-Ding“ mal an.
Autorin: Karolin Küntzel
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10. August 2021 um 1:34
Hallo Karolin,
herzlichen Dank für Ihre aufmerksame Beobachtung und das Teilen Ihrer Erkenntnisse! Bis vor zwei Tagen wusste ich nicht, dass ein Wespennest wie eine schnurrende Katze klingen kann. Bis mich meine Nachbarin um Ohrenzeugenschaft und Ursachenforschung bat. Das Auf- und Abschwellen und periodische Wiederkehren des Schnurrens gaben uns dabei das größte Rätsel auf. Da ich meinte, es sei etwas lebendiges, mir aber partout keine Katze in der Zwischendecke vorstellen mochte, suchte ich im Internet so lange, bis ich etwas fand, das das Gehörte bestätigt und plausibel macht. Da fand ich Ihre Seite. Wunderbar. Meine Nachbarin kann wieder schlafen, und ich bin um eine Erfahrung reicher.
In jedem Fall aber ist dieses Phänomen faszinierend! Was für ein Wunder an aufeinander abgestimmter Zusammenarbeit.
12. August 2021 um 11:53
Hallo Gabriele,
es freut mich, dass meine Beobachtungen helfen konnten. Nun hoffe ich, dass die Decke ihrer Nachbarin dicht ist und ihr nicht ständig Wespen ins Zimmer purzeln.
5. Dezember 2022 um 10:39
Hallo, diese Jahr haben wir dieses Problem aber wir haben sie nicht in der Küche sondern im Wohnzimmer, und zwar zum 2. Advent, immer wenn der der Kamin brennt und Licht an ist kommen sie aus irgendwelchen Ritzen, sind einfach da und brummen und sind nicht wirklich nett anzusehen, denn sie sind sehr groß wir haben seit 3 Wochen (seit es draußen kälter ist) im Wohnzimmer täglich bis zu 30 Wespen, so langsam weiß ich nicht mehr weiter …. Wir trauen uns nicht die Decke abzunehmen …
5. Dezember 2022 um 10:56
Oje! Das ist tatsächlich nicht erfreulich. Ich würde die Decke auch nicht abnehmen. Fragt doch mal bei einem Kammerjäger nach, ob er eine Idee hat (außer Gift spritzen). Ansonsten denke ich, dass sich das Problem von selbst regelt, wenn es draußen mal richtig kalt ist und ihr den Kamin dann ein paar Tage nicht anfeuert.