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Natur und so

Der Kuhstall auf dem Wasser

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Die Niederländer kennen sich mit Wasser aus. Rund ein Viertel des kleinen Landes liegt unter dem Meeresspiegel, die Hälfte nur knapp darüber. Deshalb bauten sie Mühlen und Kanäle, um das Land trockenzulegen und Deiche, es zu schützen. Landwirtschaftliche Flächen sind knapp und mit dem Steigen des Meeresspiegels von Überflutungen bedroht. Das könnte sich ändern, denn seit Mitte des Jahres schwimmt im Hafen von Rotterdam ein „Bauernhof“ mit 32 Milchkühen. Die Floating Farm ist orkanfest, überflutungssicher und sogar nachhaltig.

Wird den Kühen schlecht?

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Tatsächlich stand vor der Genehmigung der Floating Farm die Frage im Raum, ob Kühe seekrank werden. Ja, ihnen kann bei Seegang ebenso schlecht werden wie Menschen oder Fischen. Genehmigt wurde der schwimmende Kuhstall trotzdem. Vermutlich, weil im Hafen kein hoher Wellengang zu erwarten ist. Und den Kühen scheint es an der frischen Luft gut zu gehen, denn sie geben Milch – immerhin rund 800 Liter proTag. Sie wird über die Supermärkte in unmittelbarer Nähe der Farm vertrieben. Und die funktioniert weitgehend autark.

Zwischen Solaranlage und Melkroboter

Der Bauer kommt nur einmal am Tag, denn für ihn ist nicht viel zu tun. Das Melken und Misten übernehmen Roboter und auch das Heu wird automatisch über ein Futterband bereitgestellt.

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Die Gülle wird von Bord gepumpt und an Betriebe in der Stadt geliefert, die damit beispielsweise Parks und Gärten düngen. Das Futter liefern Firmen und Unternehmen aus der Region. So werden Kartoffelschalen aus der Pommes-Produktion ebenso verfüttert wie das Gras vom Fußball- und vom Golfplatz der Stadt. Ein Großteil des Strombedarfs erzeugen die Solarpaneele auf dem Dach der Farm und dort wird auch das Regenwasser aufgefangen und anschließend aufbereitet. Die Floating Farm funktioniert und erfüllt mittlerweile auch ihren Hauptzweck: Lebensmittel dort zu produzieren, wo die Menschen sind. Die Farm ist für Besucher geöffnet und diese können sich ein Bild von den Produktionsbedingungen machen oder einen der Workshops besuchen. Joghurt machen oder melken kann man dort lernen oder einfach nur zum Koeknuffelen gehen. Kühe knuddeln? Das wäre, glaube ich, meins!

Nachtrag: In der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 23./24. November 2019 findet sich ein langer Artikel, der sich mit genau dieser Floating Farm beschäftigt. Da war ich der Zeitung mal eine Zeit voraus! Hier geht es zum Artikel: https://www.sueddeutsche.de/geld/floating-farm-kuh-ueber-wasser-1.4688167

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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