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Natur und so

Gähnen Frauen öfter als Männer?

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Foto: pixabay.com

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Die Kollegin hat mich angegähnt! Ich bin total froh, denn normalerweise bin ich das ja immer, die im Freundeskreis sitzt und alle angähnt. Erinnert ihr euch noch an den Müde-Leute-Beitrag vor einiger Zeit? Da hatte ich das schon mal erwähnt. Ab und zu beschweren sich Freunde auch bei mir darüber. Schon in der Abizeitung stand “Wehe, du gähnst mich nochmal an, Johanna!” Doch jetzt habe ich herausgefunden: Leute angähnen ist eher schmeichelhaft. Das glaubt ihr nicht? Dann passt mal auf.

Ich stellte mir vor Kurzem die Frage: gähnen eigentlich Männer weniger als Frauen? In den lustigen Runden mit Freunden in letzter Zeit kam es mir irgendwie so vor: die Frauen gähnen, die Männer werden einfach immer stiller und lassen sich irgendwann eine Decke anreichen. Dann weiß man: jetzt sind wirklich alle müde. Sind da die Jungs einfach länger fit oder gähnen die generell weniger? Ich habe nachgelesen und gelernt: weder noch.

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Männer gähnen genauso oft wie Frauen

Eine Studie der Universität Pisa hat sich nämlich mit den Fragen beschäftigt: “Wer gähnt mehr?” und “Wer lässt sich leichter anstecken?”. Das kennt ihr vielleicht auch: wenn einer anfängt, gähnen auf einmal viel mehr Leute. Warum das so ist, ist eine vieldiskutierte Frage, auf die es noch keine feste Antwort gibt. Das Forschungsteam aus Pisa hat jedenfalls fünf Jahre lang gähnende Menschen beobachtet und zunächst mal festgestellt: Männer und Frauen gähnen gleich häufig.

Gähnen wirkt ansteckender auf Frauen

Spannend wurde es bei der Frage: auf wen wirkt Gähnen ansteckender? Das sind eindeutig die Frauen. Sie gähnen innerhalb von drei Minuten nach einem Gähner ebenfalls – nicht immer, aber in etwas mehr als der Hälfte aller Fälle. Männer gähnen nur in etwa 40% der Fälle. Möglicherweise, so die Theorie, liegt es daran, dass Frauen mehr Empathie mitbringen als Männer. Sie haben mehr Einfühlungsvermögen und neigen daher zum mitgähnen.

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Gähnen? Nur mit Freunden!

Doch jetzt kommt’s: Gähnen wirkt vor allem dann ansteckend, wenn man mit Familienmitgliedern und engen Freunden zusammensitzt. Gähnt ein entfernter Bekannter oder ein Businesskontakt, gähnt man deutlich weniger mit. Wenn man es also streng betrachtet, ist jedes Angähnen in unserer Bürogemeinschaft ein Kompliment und ich sollte mich freuen, wenn die Kollegin mich angähnt. Wir fühlen uns hier nämlich offenbar zu Hause. Meinen Freunden kann ich das beim nächsten Mal auch gleich mal erzählen. Ich kann also gar nichts dafür, wenn ich die immer angähne. Die stehen mir halt einfach zu nah!

Wer die Studie nachlesen will, findet sie hier:

Norscia, I., et al. (2016): She more than he: gender bias supports the empathic nature of yawn contagion in Homo sapiens, Royal Society Open Science, Februar 2016

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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