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Keine Wespe! Ein Schmetterling!

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Bienengalsflügler

Foto: J. Prinz

Einige Tiere sind überhaupt nicht das, was der erste Eindruck vermittelt. Der Bienen-Glasflügler trägt zwar die typischen Warnfarben einer Wespe, ist aber ein Schmetterling.

Er ist etwa so lang wie ein Zwei-Euro-Stück und seine Flügel sind nicht wirklich aus Glas, aber tatsächlich ziemlich durchsichtig. Dass der Bienen-Glasflügler ein Schmetterling ist, erkennt man an den winzigen Schuppen, die auf den Flügelrändern und –adern haften. Bei Schmetterlingen wie dem Tagpfauenauge sind es viel mehr. Wie Dachziegel liegen sie übereinander und geben dem Flügel seine Struktur und Farbe.

Bienenglasflügler_Flügel

Foto: J. Prinz

Der Bienen-Glasflügler hat ein paar ganz ähnlich aussehende Verwandte, wie den Weiden-Glasflügler. Man erkennt ihn aber an den gelben Flecken vor dem Flügelansatz.

Seine gelb-schwarzen Streifen erinnern an die einer Wespe oder Hornisse und das ist auch Absicht. Die meisten Tiere, die einmal die Bekanntschaft einer wehrhaften Wespe gemacht haben, werden wohl beim nächsten Mal einen großen Bogen um alles machen, was mit so auffälligen Farben warnt.

Wenn also der Bienen-Glasflügler die Warnfarbe der Wespe nachahmt*, profitiert er von ihrem schlechten Ruf und ist besser geschützt. Dieses Prinzip, ein anderes Tier zu kopieren, heißt „Mimikry“. Schwebfliegen nutzen das gleiche Prinzip, um nicht von Vögeln gefressen zu werden.

Bienenglasflügler hoch

Foto: J. Prinz

Das erwachsene Tier des Bienen-Glasflüglers lebt nur wenige Wochen. Das Weibchen legt seine Eier bevorzugt an der Rinde von Pappeln ab. Seine Raupen machen eine Entwicklungszeit von etwa drei Jahren durch, in der sie anfangs unter der Rinde leben. Später fressen sie sich tiefer ins Holz und befallen vor allem die Baumwurzeln.

Die Raupen überwintern zweimal, bevor sie sich dann am Ende eines tiefen Ganges, in einen Kokon aus Holz und Spinnfäden einspinnen. Wenn sie schlüpfen hinterlassen sie ein Loch, das so groß ist, dass ein Bleistift hineinpasst. In Baumschulen wäre der Bienen-Glasflügler nicht so gerne gesehen. Das Tier auf diesen Fotos saß allerdings mitten in der Stadt in einem kleinen Park.

Welche Tiere habt ihr in letzter Zeit gesehen, die euch überrascht haben?

 

*Nachahmt ist eigentlich falsch, denn der Schmetterling lässt sich ja nicht absichtlich gelbe und schwarze Streifen wachsen. Evolutionstechnisch ist es wahrscheinlich eher Zufall, dass irgendwann einmal gestreifte Bienen-Glasflügler geschlüpft sind. Offenbar war die falsche Warnfarbe ein Vorteil, dessen Träger sich weitervermehren und die Farbe an ihre Nachkommen vererben konnten. Vorteile setzen sich eben durch…

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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