Hallimasch & Mollymauk

Natur und so

Rekordsommer, Rekordernte, Renekloden

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Foto: K. Küntzel

Seit Wochen ist es heiß und im Schrebergarten kommen wir mit dem Gießen gar nicht mehr hinterher. Mit der Ernte allerdings auch nicht. Derzeit prasseln uns die ersten Äpfel und die plötzlich reifen Pflaumen auf den Kopf. Die haben doch noch Zeit, dachten wir. Die sind doch noch gar nicht blau. Überraschung!, haben da die Pflaumen geschrien. Wir werden gar nicht blau, sondern bleiben schön gelb-grün, denn wir sind Renekloden. Tja, das wissen wir nun auch. Ahnt man ja nicht, ist ja schließlich die erste Saison für uns in diesem Garten. Und nun?

Ein Paradies für Bienen

Foto: K. Küntzel

Die Bäume tragen schwer an den Früchten. So viele Äpfel und Pflaumen wie heuer (so sagt man das hier) gab es seit Urzeiten nicht mehr. Das sagen die, die quasi schon in der Schrebergartenanlage geboren wurden und dort alt und krumm geworden sind wie unsere Obstbäume. Die müssen es wissen. Und wir? Wir stützen die schwer beladenen Äste mit Rundhölzern und können trotzdem nicht verhindern, dass einige brechen.

Die Früchte purzeln schneller vom Baum, als wir ernten können. Sie fallen auf den Rasen und den Weg, platzen auf und duften süßlich.

Foto: K. Küntzel

Bienen kommen von weit her, um unsere Früchte zu kosten und tummeln sich zu Hauf auf dem Fallobst und im Baum. Das matschige Obst kommt auf den Kompost. Dort gärt es in der Hitze und riecht nach Eckkneipe und Schnapsfabrik. Der Kompost ist umschwirrt wie ein Bienenstock. Um dort neue Fracht abzuladen, wünsche ich mir inzwischen einen Imkerhut. Barfuß auf den Rasen und Früchte auflesen ohne Handschuhe geht schon längst nicht mehr. Unser Garten ist fest in Bienenhand. Wahrscheinlich so lange, bis die letzte Pflaume geerntet ist.

Früchte im Eimer

Foto: K. Küntzel

Jeden Tag schleppe ich Eimer voller Renekloden nach Hause. Die Pflaumen müssen schnell verarbeitet werden, denn sie sind so saftig, dass sie schnell verderben. Die Nachbarin nimmt gerne welche und ich frage nur: Willst du den Fünf- oder den Zehn-Liter-Eimer? Sie nimmt zum Glück den großen, denn ich habe ja noch den Baum zu Dreivierteln voll. Seitdem tauschen wir Rezepte aus. Sie backt Kuchen und bringt mir einen Teller vorbei, ich koche Marmelade mit und ohne Rosmarin, püriert und mit Stückchen und setze Likör an. Sie hat ein Chutney gekocht, von dem das Kind schwärmt, und ich versuche mich an einem Renekloden-Ketshup. Soviel ist jetzt schon klar: Die Rezepte werden mir vor den Früchten ausgehen.

Will noch jemand einen Eimer?

Autorin: Karolin Küntzel

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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