Ich muss da mal gerade irgendwo hochklettern. Es sieht schwer aus und alle gucken zu. Eine Kollegin feuert an. “Los”, sagt sie. “Mach es einfach wie…” Sie stockt. “Welches Tier klettert denn gut?” Ich bin damit beschäftigt mich festzuhalten und weiß es nicht. “Bergziegen”, höre ich aus dem Zuschauerkreis jemanden sagen, “Bergziegen können gut klettern”. Und während ich ein paar Muskeln anstrenge und mich schon auf den Muskelkater morgen freue, habe ich noch genug Hirnkapazität übrig, um mich zu fragen: Was ist denn überhaupt eine Bergziege? Meinen die Kollegen vielleicht Schneeziegen?
Denn damit wäre ich einverstanden. Schneeziegen können – im Gegensatz zu mir – wirklich super klettern. Sie sehen zwar ein bisschen wuchtig aus, aber das täuscht. Schneeziegen sind Kletterkünstler, die zum Beispiel in den Rocky Mountains leben. Sie schaffen es, Wände mit einer Steigung von 60° hochzuklettern. Das ist sehr steil.
Anders als ich, haben Schneeziegen allerdings auch besondere Kletterfüße. Wie alle Ziegen gehören sie zu den Paarhufern und die beiden Teile ihrer Hufe können sich auseinanderspreizen. Damit hat die Ziege in steinigem Gebiet einen festen Stand. Die Afterklaue am hinteren Ende des Fußes verhindert, dass die Ziege wegrutscht. Und nicht zu vergessen: die Schulter- und Nackenmuskulatur der Schneeziege ist deutlich besser als meine. Aber ich muss ja auch nicht jeden Tag über Stock und Stein klettern.
Selbst die Jungtiere sind bei der Schneeziege schon Superkletterer. Schon kurz nach der Geburt können sie stehen und folgen ihrer Mutter dann kreuz und quer über den Berg. “Geht nicht”, gibt’s nicht.
Der Name der Schneeziege stammt übrigens – was sonst – von ihrem weißen Fell. Das tragen beide Geschlechter. Männchen und Weibchen haben ebenfalls beide einen Kinnbart und Hörner.
Ich schaffe die Klettertour dann übrigens doch noch, allerdings fühle ich mich dabei nicht wie eine Bergziege, sondern eher wie ein Faultier. Oder wie ein farbwechselndes Chamäleon. Langsam.
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