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Totgesagte leben manchmal lang – Der Lazarus-Effekt

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Jetzt ist es offiziell: Über eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. So steht es im Bericht zur Artenvielfalt, der gerade vom Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen veröffentlicht wurde. Tagtäglich verschwinden Arten unwiederbringlich von dieser Erde – sie sterben aus. Bis auf ein paar wenige – die kehren wieder. Diese Wiederauferstehung von Arten, die bereits als ausgestorben galten, hat einen wenig biologischen Namen: Lazarus-Effekt.

 

Wer war Lazarus?

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Lazarus war eine biblische Gestalt, die im Johannes-Evangelium erwähnt wird. Danach lebten er und seine Schwestern Martha und Maria in Bethanien und waren Freunde Jesus. Lazarus wurde schwer krank und starb bald darauf. Jesus, der von dieser Krankheit erfahren hatte, machte sich auf den Weg nach Bethanien, kam dort aber erst an, als Lazarus bereits in einer Höhle bestattet war. Jesus ließ daraufhin den Stein vom Grab wegwälzen und rief seinen Freund: „Lazarus, komm heraus!“ Und tatsächlich verließ Lazarus noch in die Grabtücher gewickelt, sehr lebendig das Grab. Wenn doch alles nur so einfach wäre!

Lange nicht gesehen

Mit einigen Arten ist es ähnlich wie mit Lazarus. Da denkt man, die sind weg und dann betreten sie plötzlich wieder die Bühne. Willkommen zurück! So geschehen mit dem wohl berühmtesten tierischen Aufersteher, dem Quastenflosser. Seit rund 80 Millionen Jahren gilt der Fisch, der lange nur als Fossil bekannt war, als ausgestorben. Dann, 1938 war’s, fingen südafrikanische Fischer eines dieser Tiere. Der Fisch im Netz blieb nicht das einzige Exemplar, auch auf einem Fischmarkt und ganz in seinem Element, dem Meer, feierte das Urwesen sein Comeback.

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Normalerweise sind von dieser Art der Wiederauferstehung vor allem Tiere und Pflanzen in abgelegenen Regionen der Welt betroffen. Dort übersieht man schnell mal das eine oder andere Exemplar, insbesondere, wenn sie klein sind. Aber auch die Seychellen-Riesenschildkröte, das Chako-Pekari, ein großes australisches Insekt mit dem Namen Baumhummer und die Antarktischen Seebären – alle nicht sonderlich klein – verschwanden lange vom Radar, bevor sie – Voila! – wieder entdeckt wurden. Tiere, die sich verstecken und scheinbar aussterben, gibt es aber auch bei uns, so zum Beispiel die Bayerische Kurzohrmaus. Kaum entdeckt (1962) war sie auch schon wieder fort, um zu Beginn des 21. Jahrhunderts im benachbarten Tirol Auferstehung zu feiern.

Am weltweiten Artensterben wird die möglicherweise nur kurzfristige Wiederkehr einiger Arten nichts ändern, ein bisschen Hoffnung macht sie dennoch – noch sind nicht alle verloren.

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

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