In einem aktuellen Textprojekt kommt das Wort “Gnu” vor. Und ich denke: Können Gnus eigentlich irgendwas Tolles? Tagelang hungern zum Beispiel oder Heuschrecken aus der Luft fangen oder so? Ehrlich gesagt weiß ich nur, dass Gnus Herden bilden – große Herden – und bekannt sind für ihre langen Wanderungen. Also werfe ich eine Suchmaschine an und schaue nach. Und was ich finde, verblüfft mich. Ja, Gnus haben eine Besonderheit. Und die hat auch mit den Gnu-Wanderungen zu tun, von denen ich schon gehört hatte. Aber was ich dann lese ist schon ziemlich erstaunlich. Denn da steht: Gnus sind vor allem tot ganz toll
Ich weiß, ich weiß. Das klingt furchtbar. Ich formuliere es mal um: Obwohl Gnus ab und zu versterben, sind sie nicht einfach weg. Im Gegenteil: selbst ein verendetes Gnu leistet einen wertvollen Beitrag für seine Umwelt. Und das kam so raus:
Ein Forschungsteam hat die Gnuwanderungen am afrikanischen Mara-Fluss beobachtet. Dass Gnus auf ihren Wanderungen Flüsse durchqueren, war bereits bekannt. Und auch, dass dabei häufig Tiere versterben, weil sie zum Beispiel den Aufstieg auf ein steiles Ufer nicht schaffen. Was nun aber neu untersucht wurde, war die Anzahl ertrunkener Gnus pro Jahr. Und das über Jahre. Nachdem die Forschenden alle Daten kombiniert hatten, die sie finden konnten, ergab sich: pro Jahr sterben durchschnittlich 6.250 Gnus.
Das entspricht rund 1100 Tonnen Biomasse, die während der Gnu-Wanderung in den Fluss gelangt. Sieben Jahre dauert es, bis die Knochen eines Gnus im Fluss aufgelöst werden. Der Kadaver ist hingegen schon nach 28 Tagen zerfleddert. Und jetzt kommt’s: die vielen toten Gnus sind eine wertvolle Nahrungsquelle für alle möglichen Tiere. Sie beeinflussen den Nährstoffgehalt und die Nahrungsnetze über Jahre und Jahrzehnte.
Ohne die ertrunkenen Gnus gäbe es an vielen Stellen also gar kein Leben. Das ist doch mal was, oder? Die Natur weiß offenbar was sie tut.
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