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Natur und so

Was ist ein genetischer Flaschenhals?

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Der Film über die Arche Noah gefällt mir nicht. Die Schauspieler sind selbstverständlich alle Hollywood-Größen und die Special Effects sind auch ok. Aber der Rest ist ziemlich doof. Nur die Szenen, in denen ein Vogelschwarm den Himmel verdunkelt oder die Schlangen paarweise auf die Arche zukriechen sind irgendwie nett. Mein Mitgucker hat schon lange vor mir aufgegeben und daddelt am Handy. Irgendwann dreht sich das Gespräch nur noch um die Frage, wie man aus zwei Tieren einer Art ganz viele macht. Haben die nicht ein genetisches Problem? Ja und das kann man heutzutage sogar erforschen. Ich präsentiere: den genetischen Flaschenhals.

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Populationsgenetiker hören jetzt bitte mal weg. Es wird … grob. Vereinfacht gesagt, ist es so: Mal angenommen, von einer Tierart sind nur noch sehr wenige Exemplare übrig. Zum Beispiel, weil ein Meteoriteneinschlag alle bis auf wenige Ausnahmen getötet hat. Oder weil Wilderer nur noch ganz wenige der ohnehin schon seltenen Nashörner übrig gelassen haben. Oder meinetwegen auch, weil fast alle Tiere einer Art bei einem gigantischen Flutereignis ums Leben gekommen sind. Dann finden die wenigen übrigen Tiere einen Partner zum Vermehren natürlich auch nur in einer sehr kleinen Anzahl an Artgenossen. Die Anzahl verschiedener Gene, die kombiniert und weitervererbt werden können, ist also ebenfalls sehr klein.

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Der genetische Flaschenhals heißt so, weil er den Vorgang symbolisiert, dass eine große Anzahl heutiger Tiere, von einer sehr kleinen Menge von Vorfahren abstammt. Tierarten wie der Gepard, die in der Vergangenheit durch einen genetischen Flaschenhals gegangen sind, haben heute ein Problem: die Genetik aller heute lebenden Tiere ähnelt sich sehr. Kein Wunder, denn die wenigen Tiere, von der alle heutigen Geparden abstammen, hatten ja nur eine begrenzte Anzahl verschiedener Gene zur Auswahl. Beim Geparden geht die Ähnlichkeit so weit, dass man Hautlappen zwischen Tieren verpflanzen könnte, ohne dass sie vom Empfänger abgestoßen würden.

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Leider ist so viel Ähnlichkeit nicht das Beste, wenn man dauerhaft überleben will. Denn um unvorhergesehene Ereignisse wie Seuchen oder Umweltveränderungen zu überstehen, braucht es immer ein paar Tiere, deren Gene sich von denen der anderen unterscheiden. Erkranken zum Beispiel alle Geparden an einer frei erfundenen Gepardenseuche, wäre es günstig, ein paar Tiere dabei zu haben, deren Körper der Krankheit besser standhalten kann. Diese Tiere könnten dann überleben und sich weiter vermehren. Die seuchenresistenten Gene würden sie an ihre Nachkommen vererben.

Wie ähnlich die Gene innerhalb bestimmter Tiergruppen sind, kann man im Labor untersuchen und der Gepard ist nicht die einzige Art, die mal durch einen Flaschenhals musste. Auch Kalifornische Kondore, der Spixara oder so ziemlich jedes Tier, das dem Aussterben gerade nochmal von der Schippe gesprungen ist, ist betroffen. Da kann man nur hoffen, das die vorhandenen Gene auf Dauer ausreichen.

 

 

 

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Autor: Johanna Prinz

ist promovierte Diplom-Biologin. Sie war früher Affenforscherin im Zoo, leitete den Bildungsbereich in einem großen Naturkundemuseum und danach ein Nationalpark-Haus am Wattenmeer. Heute arbeitet sie, von ihrer Wahlheimat Lübeck aus, im Bereich „Naturvermittlung“ – vor allem als Museumsberaterin oder Autorin für Kindersachbücher. Manchmal hebt sie Regenwürmer von der Straße auf. Mehr Infos unter: www.naturvermittlung.de

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