Kurz vor Weihnachten waren wir im Münchner Zoo Hellabrunn und wurden Zeuge, wie das Schabrackentapirweibchen Cora von Tierpflegerinnen und einer Ärztin behandelt wurde. Die Aufregung im Gehege war groß und ich habe zum ersten Mal aus nächster Nähe gesehen, wie mit Betäubungspfeilen auf ein Tier geschossen wurde. Die Situation wirkte angespannt und keinesfalls geplant und inzwischen weiß ich, dass Cora damals verstorben ist. Was passiert dann mit so einem großen Tier?
„Muss noch mal im Zoo anrufen!“
Als ich unter Kolleginnen den Satz äußerte: „Ich muss noch mal im Zoo anrufen wegen des Tapirs“, blickte ich in schmunzelnde Gesichter und erntete fragende Blicke. Seit meinem letzten Besuch in Hellabrunn hatte ich mich immer mal wieder gefragt, was aus Cora geworden war. Als wir dann im Februar wieder dort waren, bestätigte sich meine Befürchtung, denn die Plakette mit Namen und Geburtsdatum war aus ihrem Gehege entfernt worden. Nemo, ihr Gefährte, sonnte sich alleine auf der Außenanlage. Also rief ich ein paar Tage später im Zoo in der Pressestelle an.
Ab in den Garten?
Nachdem man mir dort bestätigt hatte, dass Cora im Dezember leider verstorben war, hatte ich natürlich sofort weitere Fragen. Was macht ein Zoo mit verstorbenen Tieren, die nicht weiter an andere Zootiere verfüttert werden können oder dürfen? Zuerst einmal werden alle Tiere, die im Zoo sterben, ob klein oder groß von einem Tierpathologen untersucht. Er versucht herauszufinden, woran das Tier gestorben ist. In einigen Fällen wie dem des Leistenkrokodils aus der Stuttgarter Wilhelma ist das recht schnell geklärt. Das arme Tier hatte massenhaft „Glücksmünzen“ im Magen, die Besucher in die Anlage geworfen hatten, und starb an einer Schwermetallvergiftung. Tiere können an Gegenständen sterben, die nichts in ihrer Anlage zu suchen haben, an Bakterien und anderen Erregern, die über Wunden in die Blutbahn gelangen, an Altersschwäche oder Organfehlern. Ob es bei Cora das Alter war (die Dame war immerhin Jahrgang 1989) oder die Ursache woanders lag, ist noch nicht geklärt. Und dann?
Giraffen im Sarg?
Der verstorbene Wellensittich Hansi, der meiner Oma gehörte, wurde nach seinem Tod in einer hölzernen Zigarrenkiste im Garten vergraben. Auch kleine Fiffis und Mizis finden sicherlich oft ein Plätzchen unter dem heimischen Obstbaum. Bei Zootieren ist das anders. Es gibt keine langen Särge für Giraffen, keine schmalen für Schlangen und auch keine riesigen Gruben für Elefanten. Ist die Todesursache geklärt, wird das Tier in aller Regel verbrannt. Tierkörperbeseitigungsanlagen übernehmen diese Aufgabe und gewinnen dabei Tierfett, Tiermehl und Häute, die wiederum als Brennstoff oder Leder genutzt werden können. Für Tiere, die dem Artenschutz unterliegen, gelten allerdings besondere Vorschriften. Nur wer so berühmt ist wie der Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo oder der Pfeilstorch aus Rostock, entgeht dem Feuer. Sie wurden ausgestopft und sind nun als Präparat in einem Museum zu besichtigen.
Autorin: Karolin Küntzel
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17. März 2017 um 16:52
Ich dachte immer, die toten Tiere würden verfüttert. Immerhin sind die meisten doch eines natürlichen Todes gestorben und man könnte sie so sinnvoll in den natürlichen Kreislauf zurückführen.
Aber vielleicht tun das die Zoos auch und wir erfahren nur nichts davon …
19. März 2017 um 13:21
Liebe Elli,
ich denke, es hängt auch stark davon ab, wie die Nahrungskette in freier Wildbahn aussieht. Nicht jedes Tier steht auf der Speisekarte anderer Tiere und kommt vielleicht aus diesen Gründen nicht infrage. Bei einem Tod durch Infektionen schließt es sich wohl ebenfalls aus.