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Natur und so

Eine Buchempfehlung: Der Federndieb

| 1 Kommentar

Foto: K. Küntzel

Der Titel des Buches klingt nach einem spannenden Roman und so liest es sich auch. Tatsächlich ist es aber ein Sachbuch, das sich mit einem Museumsraub und dessen Aufklärung beschäftigt. Bei diesem Einbruch wurden 299 wertvolle Vogelbälge gestohlen, um aus deren Federn Köderfliegen für das Fliegenfischen zu binden. Es handelt außerdem von der Besessenheit einiger Fliegenbinder, die ein kleines Vermögen für exotische Vogelfedern ausgeben und sich nicht darum scheren, dass die Vögel, von denen diese stammen vom Aussterben bedroht sind. Und es erzählt von dem britischen Naturforscher Alfred Russel Wallace, der im 19. Jahrhundert eine Expeditionsreise in das Malaiische Archipel unternahm und von dort unter anderem Paradiesvögel mitbrachte, die bei dem Raub ebenfalls im Koffer des Federndiebs verschwanden.

Der doppelte Wallace

Foto: K. Küntzel

Lange, nachdem der Naturforscher Wallace von seiner anstrengenden, aber überaus erfolgreichen Reise nach England zurückkehrte – Tausende Säugetiere, Muscheln, Reptilien, Schmetterlinge und Vögel im Gepäck – stand Kirk Wallace Johnson, Autor des Buches und passionierter Fliegenfischer, in einem Fluss und hörte das erste Mal den Namen Edwin Rist. Edwin, ein Student, Flötist und begnadeter Köderfliegenbinder brach 2009 in die ornithologische Abteilung des Britischen Naturkundemuseums in Tring ein und stahl insgesamt 299 Vogelbälge, darunter zahlreiche Quetzals, Rotkehl-, Azur- und Halsbandkotingas sowie Königs-Paradiesvögel und Goldlaubenvögel. Bis das Museum den Diebstahl entdeckte, war ein Teil der Beute bereits über ebay und Internetforen der Fliegerfischer-Community an Sammler verkauft.

Spurensuche

Foto: Mike Cline [Public domain], via Wikimedia Commons

Kirk Wallace Johnson liess die Geschichte um die gestohlenen Vogelbälge keine Ruhe und in jahrelangen Recherchen gelang es ihm nicht nur, Kontakt zu dem Dieb Edwin Rist herzustellen, sondern auch einen Teil der damaligen Käufer zur Rückgabe der Federn und Bälge an das Museum zu überreden. Der Autor machte dabei Bekanntschaft mit Fliegenbindern, die kein Problem damit haben, Hehlerware für ihre Köder zu verwenden und tauchte ein in die viktorianische Zeit, in der das Federnfieber ausbrach und Damen Hüte mit kompletten Paradiesvögeln zur Schau trugen. Aus dieser Zeit stammen auch die prachtvollsten Köderfliegen, deren Nachbau die Fliegenbinder bis heute so fasziniert.

Der Federndieb ist ein überaus spannendes und gut recherchiertes Buch, das ich nur schwer aus der Hand legen konnte, nachdem ich damit begonnen hatte. Wer ein Faible für Krimis und Detektiv-Geschichten hat und sich für Naturwissenschaften interessiert, wird den Federndieb sicher mögen.

Kirk Wallace Johnson
Der Federndieb
Ein passionierter Fliegenfischer kommt dem größten Museumsraub
der Naturgeschichte auf die Spur.
Droemer Verlag, München, 2018
ISBN: 978-3-426-27684-6
22,99 €

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

Ein Kommentar

  1. Danke für diese Buchvorstellung, liebe Karolin! Das klingt wirklich spannend und lesenswert! Liebe Grüße von Barbara

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