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Wie kommt die Schnecke zu ihrem Haus?

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Foto: K. Küntzel

Foto: K. Küntzel

Im Header unseres Blogs haftet eine Bänderschnecke an einem Halm. Gehäuseschnecken sind erstaunlich gute Kletterer und häufig genug bin ich ihnen schon wie dem Blogmodel quasi auf Augenhöhe begegnet. Wie sind sie an ihr Haus gekommen?

Hausgeburt

Schnecken, die ein Haus haben, kommen bereits damit auf die Welt. Betrachtet man Schneckeneier unter dem Mikroskop, lässt sich auf der winzigen Schnecke auch das winzige Häuschen erkennen. Meistens noch durchsichtig und sehr zerbrechlich, aber schon vollständig vorhanden. Später wächst das Haus mit der Schnecke mit, bis es seine endgültige Größe erreicht hat. Bis zur Geschlechtsreife ist dieser Vorgang meistens abgeschlossen.

Foto: K. Küntzel

Foto: K. Küntzel

Die Schale besteht aus Kalk, der entweder mit der Nahrung aufgenommen oder aus anderen Weichtierschalen gewonnen wird. Kalk kann auch über den Fußschleim aus dem Boden extrahiert werden. Ist das Haus „ausgewachsen“, kann man das an einem verdickten Mündungsrand gut erkennen, bei kleinen Tieren ist dieser Rand noch scharf.“ (aus: Karolin Küntzel, Warum die Dinge sind wie sie sind, Compact Verlag 2010)

Im Adamskostüm

Auch die bei Gärtnern unbeliebten Nacktschnecken durchlaufen in ihrer Entwicklung eine Stufe mit Haus. Bis zum Schlüpfen ist es jedoch wieder verschwunden. Es ist entweder vollständig zurückgebildet oder in das Innere der Schnecke verlagert. Schutz vor dem Austrocknen und vor Feinden bieten ihnen die Nacht und der übel schmeckende Schleim, der ihren Körper bedeckt. Bei Nacktschnecken sind die lebenswichtigen Organe über den ganzen Körper verteilt, während sie sich bei den Gehäuseschnecken im Häuschen befinden.

Schneckenkönig

Schaut ihr von oben auf das Gehäuse von Schnecken, werdet ihr feststellen, dass es bei den meisten Exemplaren rechtsherum gewunden ist. Sehr selten findet man eine, bei der sich das Gehäuse linksherum windet. Sie werden Schneckenkönig genannt und ihre Häuschen waren früher bei Sammlern sehr begehrt. Im 18. Jahrhundert unternahm ein Pastor aus Kopenhagen mit Namen Chemnitz den Versuch, die „linksdrehenden Schnecken“, die er für eine eigene Art hielt, zu züchten. Erfolglos, denn Schneckenkönige entstehen durch eine Störung in der Entwicklung der einzelnen Schnecke und nicht durch genetische Veränderungen.

Foto: K. Küntzel

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Was macht die Schnecke im Winter?

Die meisten Landschnecken verstecken sich im Winter in geschützten, frostfreien Erdlöchern und Felsspalten oder graben sich in die Erde ein. Dort halten sie Winterruhe. Die Öffnung ihres Gehäuses verschließen sie vorher mit einem dicken weißen Deckel, der aus mit Kalk gehärteten Schleimhäuten besteht. So überstehen sie auch lange Frostperioden mit hohen Minusgraden. In einem milden Winter, wie wir ihn bisher haben, kann es allerdings auch vorkommen, dass sie ihre Ruhe unterbrechen und den Unterschlupf für kurze Zeit verlassen. Haltet die Augen auf, vielleicht entdeckt ihr im Garten eine von ihnen!

Autorin: Karolin Küntzel

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Autor: Karolin Küntzel

Jahrgang 1963, ist freiberufliche Autorin, Dozentin und Kommunikationstrainerin. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Weiterbildungsmanagement in Berlin und war lange Zeit in der freien Wirtschaft tätig. Seit 2006 ist sie selbstständig, unterrichtet und schreibt Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Ihre Wissbegier hat sie quasi zum Beruf gemacht. Sie lebte mehrere Jahre alleine in einem Haus im Wald, mehrere Wochen mit einer kleinen Crew auf einem Schiff auf dem Atlantik und bezeichnet sich selbst als überzeugte Rausgängerin. Sie sieht gerne unter Steinen nach. Mehr Infos unter: www.karibuch.de

2 Kommentare

  1. Hallo!
    Danke für die interessanten Beiträge hier! Mich würde schon lange interessieren ob eine Schnecke deren Haus zerstört wurde sterben muss, weil die Organe nur mit intaktem Haus funktionieren oder ob es eine Möglichkeit für sie gibt das Haus neu aufzubauen oder ein verlassenes zu beziehen.
    Schöne Grüße, Gudrun

    • Liebe Gudrun,
      das hängt von der Schwere der Beschädigung ab. Sind große Teile der Schale zerstört, wird die Schnecke in den meisten Fällen sterben. Denn dann sind in der Regel auch lebenswichtige Organe betroffen und das Tier ist nicht mehr genügend vor Austrocknung geschützt. Kleinere Schäden kann die Schnecke selbst beheben. Sie besitzt Kalk abscheidende Drüsenzellen, mit deren Hilfe sie ihr Haus ausbessern kann. Die reparierten Bereiche unterscheiden sich optisch deutlich von dem Rest des Gehäuses.
      Viele Grüße, Karolin

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